Krippe, Kita oder Betreuung zu Hause?

Irgendwann kommt der Punkt, sofern du Kinder haben solltest, an dem du dich fragst wo, wann und wie lange dein Kind betreut wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und im Idealfall sollte es nicht nur eine gute Lösung für dich darstellen, sondern für beide Sorgeberechtigte und in erster Linie auch für das betreffende Kind.

Vor der Geburt meiner Tochter habe ich von vielen Seiten gehört, dass es im Prinzip normal sei, dass Kinder mit einem Jahr in die Krippe kommen. In meiner Arbeit als Erzieherin habe ich dies auch des Öfteren miterlebt, dass in unserer Krippengruppe häufig Kinder mit einem Jahr angemeldet wurden. Ich schätze die Arbeit der pädagogischen Mitarbeitenden in der Krippe sehr und habe gesehen wie viele Fortschritte die Kleinen dort gemacht haben und was sie dort Tag für Tag gelernt haben. So waren es nicht nur kognitive oder motorische Fähigkeiten, die sie dort erweitern konnten, sondern vor allem die sozialen Fähigkeiten, die sie dort erlernten - nämlich die Interaktion mit Gleichaltrigen. Dies ist für mich auch der überzeugendste Grund zu überlegen, warum mein Kind die Krippe besuchen wird. Ich kann ihr Vieles zu Hause bieten, viel mit ihr lernen, jeden Tag raus gehen, sie an lebenspraktischen Tätigkeiten teilhaben lassen etc., aber ich kann niemals den Kontakt zu gleichaltrigen Kindern ersetzen. Ebenso wenig wie dies andere Familienmitglieder können.

Ein anderer wichtiger Grund, und das ist wahrscheinlich auch der Hauptgrund vieler anderer Eltern, ist die finanzielle Lage. Wie können es sich Eltern heutzutage überhaupt noch leisten, dass ein Elternteil zu Hause bleibt? Ist es überhaupt möglich länger als ein Jahr zu Hause zu bleiben? Und wie ist der gesellschaftliche Druck, dessen viele Mütter ausgesetzt sind und sich gezwungen sehen, früher als sie eigentlich möchten, wieder arbeiten gehen zu müssen?

Es ist nicht nur die Betreuung an sich, die vielen Müttern Bauchschmerzen bereitet, sondern auch der Wiedereinstieg in das Berufsleben. So sind es gleich zwei große Veränderungen, die viele Familien da erwarten. Diesbezüglich quälen mich immer wieder viele Fragen - Was ist, wenn mein Kind krank ist, wenn die Eingewöhnung nicht so gut gelingt und mein Kind sich nicht wohl fühlt oder wie ich es in Kombination mit der Arbeit hinbekommen soll, dass ich mein Kind bereits mittags abholen kann?.. Und wie schaffen das andere Eltern?

Aus entwicklungspsychologischer Sicht weiß ich allerdings, dass sich Kinder bis zum zweiten Lebensjahr als eine Einheit mit der Mutter fühlen können. Dass heißt, dass sie zum Teil denken, dass sie ein und die selbe Person wie die Mutter sind. In den ersten zwei Lebensjahren haben Kinder noch keine Vorstellungskraft darüber, dass wenn die Mutter oder der Vater den Raum verlassen, sie anschließend auch wieder kommen bzw sich nur einen Raum weiter befinden. Für sie sind sie nicht nur aus dem Blickfeld verschwunden, sondern aus der ganzen Welt. Die Kinder haben in dem Alter noch kein inneres Bild von ihren festen Bezugspersonen, geschweige denn anderen Personen, gebildet und können sich somit auch nicht vorstellen, dass diese Personen dann noch da sind. Je nachdem welches Temperament das Kind hat, kann dies große Trennungs- und Verlustängste hervorrufen. Bis sich das innere Bild anderer Personen vollständig gebildet hat, kann es mitunter bis zum dritten Lebensjahr dauern und daher raten Experten auch gänzlich von einem Krippenbesuch ab.

Auch wenn ein Kind schon in den ersten Lebensjahren fremd betreut wird und immer alles gut geklappt hat, heißt das nicht unbedingt, dass es sich wohl fühlt. Jedes Kind drückt Ängste anders aus Das eine Kind kann sehr weinerlich sein und klammern und ein anderes kann zum Beispiel sehr leise und unauffällig wirken, obwohl es immer mehr in sich gekehrt ist. Jedoch muss dies nicht auf jedes Kind zutreffen. Und ich möchte das Konzept "Krippe" auch keinesfalls schlecht reden.. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass Krippen sehr viele Vorteile mit sich bringen und gerade deshalb macht es mir die Entscheidung ja auch so schwer.

Im Endeffekt muss es jede Mutter selbst entscheiden. Wie ich es auch in vielen anderen Beiträgen schreibe, ist es das Wichtigste, dass es sich für die Familie gut anfühlt. Denn nur das ist entscheidend dabei. Ich selbst gebe offen zu, dass ich viele Bedenken habe, aber dennoch auch Vorteile sehe. Daher ist mein Kompromiss, dass meine Tochter mit voraussichtlich zwei Jahren eine Krippe besuchen wird gut vertretbar. Aber alles kommt wie es kommt und am Ende ist man dann immer schlauer. Folge einfach deinem Herzen. <3

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