Zuckerfreie Erziehung?

Dass Zucker nicht gesund ist, ist allgemein bekannt und jeder hat das sicherlich schon mehrere Male gehört. Allerdings ist Zucker nicht gleich Zucker. In vielen natürlichen Lebensmitteln ist Zucker enthalten, wie z.B. Fructose in Obst oder Lactose in Milchprodukten. All diese Zuckerarten sind im Endeffekt Kohlenhydrate, welche ein wichtiger Energielieferant sind und ähnlich wie Fette und Proteine eine wichtige Funktion für den Körper darstellen. Lebensmittel wie Obst und Milchprodukte geben dir wertvolle Vitamine wie die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K und die essentiellen B-Vitamine. Es hat sich mehrfach gezeigt, dass ein Mangel an Vitaminen Symptome wie Sehschwäche bei Vitamin A Mangel oder Nasenbluten bei Vitamin C Mangel hervorrufen kann. Vor allem in Milchprodukten sind wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Kalium, Phosphor, Zink und Jod enthalten. Daher ist es wichtig zuckerhaltige Lebensmittel in seinen Speiseplan zu integrieren, weil sie neben Zucker auch noch andere, zum Teil essentielle, Nährstoffe beinhalten.

Kommen wir nun aber zu dem weißen Industriezucker. Dieser steckt in einer Vielzahl von hoch verarbeiteten Lebensmitteln, die du im Supermarkt kaufen kannst und die zum Teil auf den ersten Blick gar nicht ungesund wirken. Wenn du also nicht jedes Mal aufmerksam die Inhaltsstoffe der jeweiligen Produkte studierst, ist oft nicht ersichtlich wie viel Zucker darin steckt. Weißer Industriezucker hat keinen Vorteil, enthält keine Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente und ist einfach nicht gesund. Außerdem hat sich durch viele Studien über Jahrzehnte gezeigt, dass ein früher übermäßiger Zuckerkonsum bei Kindern zu Zahnproblemen, Hyperaktivität und Übergewicht führen kann. Im späteren Verlauf kann dies im Erwachsenenalter Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen begünstigen. Kinder, die schon früh an Übergewicht leiden und dieses bis ins Jugendalter mit sich tragen, werden zu 80% auch im Erwachsenenalter übergewichtig sein.

Dafür ist nicht immer nur der Zucker verantwortlich. Oft ist es auch fettreiches Essen oder ein Mangel an Bewegung oder eine Kombination aus all dem. Dennoch sollte man schon bei den Allerkleinsten auf die Ernährung achten.

Viele Eltern setzen dies sehr bewusst um und geben ihren Kindern im ersten Lebensjahr und zum Teil noch darüber hinaus keinen herkömmlichen Zucker. Auch ich bin eine dieser Mamas. Oft wird dies belächelt oder mit Unverständnis darauf reagiert. Sätze wie "Ach jetzt gib ihr doch den Keks, tu ihr doch was Gutes" oder "Wie bitte? Du gibst deinem Kind keinen Zucker!? Das ist aber fies von dir. Das arme Kind!" habe ich schon mehrere Male gesagt bekommen. Ich muss für meinen Teil dann selbst oft schmunzeln. Ist es nicht schade für ein Kind, dass sehr früh Süßigkeiten bekommt, Gefallen an dem Geschmack findet und es immer mehr einfordert und zu dem auch immer mehr die Lust auf natürliche Lebensmittel verliert, weil diese im Gegensatz zu stark zuckerhaltigen Lebensmitteln einfach nur fade schmecken?

Ich denke erstens sollten alle Eltern selbst entscheiden wie sie ihr Kind erziehen und wie sie es ernähren. Es ist schade, dass es heutzutage zu jedem Thema eine Meinung gibt, die immer offen ausgesprochen werden muss und anders denkenden Menschen damit ein schlechtes Gewissen gemacht wird. Und vor allem ist es für mich unverständlich, dass ich, und viele andere Eltern, ein schlechtes Gewissen haben sollen, weil ihre Kinder bisher keinen industriellen Zucker gegessen hat.

Ich denke niemand kann etwas vermissen, was er nicht kennt und wenn ein Kind kein Verlangen nach etwas Süßem hat, wieso sollte ich ihm dieses dann geben? Neulich habe ich eine Mutter im Supermarkt mit einem Kind im Kinderwagen gesehen. Das Kind war schätzungsweise knapp über ein Jahr alt und hat direkt nach dem Bezahlen ein Schokoladenei von der Mutter bekommen. "Ja, das schmeckt gut", hatte sie noch gesagt, als sie es ihm in die Hand gedrückt hat. Aber warum schmeckt es denn dem Kind gut und warum möchte es dieses bereits im Supermarkt quengelnd einfordern? Weil die Eltern es ihm wahrscheinlich zu irgendeinem Zeitpunkt das erste Mal, als es für das Kind noch völlig unbekannt war, gegeben haben mit dem Beisatz "Das ist lecker, das wirst du mögen". Ich will damit nur sagen, dass der Konsum von Zucker oft auch Erziehungssache ist. Und daran ist die Lebensmittelindustrie und die Werbung maßgeblich beteiligt. Oft gibt es einen Superhelden oder eine sympathische Comicfigur, die für ein bestimmtes Produkt wirbt und dem Verbraucher suggerieren will, dass diese Lebensmittel gesund sind. Quetschies, Fruchtjoghurts, Müslis oder Fruchtsäfte sind oft wahre Zuckerbomben und geben nicht so viel Energie und Vitamine wie vorgegeben.

Es ist definitiv nicht der Fall, dass ein Kind, dass erst einmal ohne herkömmlichen Zucker aufwächst, trauriger oder benachteiligter ist als ein anderes Kind. Und auf der anderen Seite sind Eltern, die ihrem Kind hin und wieder etwas Süßes erlauben, auch super gute Eltern. Es ist nur wichtig sich immer bewusst zu sein, was das eigene Kind isst und dass du es in der Hand hast wie sich dein Kind die ersten Jahre seines Lebens ernährt. Du gibst dafür den Grundpfeiler und hast definitiv einen Einfluss darauf, denn dein Kind ist abhängig davon, was du ihm gibst.

Meine Tochter hat bis jetzt zwar auch noch keinen Zucker gegessen, doch wenn sich die Gelegenheit ergibt, wird sie dies auch noch früh genug tun. Bei Kindergeburtstagen oder Kindergartenfesten wird sie, genau wie alle anderen Kinder, auch etwas Süßes bekommen und nicht ausgeschlossen. Ich würde einfach empfehlen es das Kind dann selbst entscheiden zu lassen, solange dies nicht ausartet.

Und wichtig - die Dosis macht das Gift. Es ist nicht schädlich, wenn ein Kind jeden Tag ein Stück Schokolade oder eine kleine Tüte Gummibärchen isst. Gefährlich wird es nur, wenn aus der kleinen Tüte eine große Tüte wird oder das Kind statt Wasser nur noch Limonade trinkt. Und das gilt natürlich auch für uns Erwachsene. Ab und zu was Naschen ist völlig in Ordnung und, wie ich finde, ein Hochgenuss, dennoch sollten ausgewogene und nährstoffreiche Mahlzeiten die Basis der Ernährung bilden. :)

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