Brauchen Kinder Spielzeug?

Kinder brauchen Anreize und Impulse um ihre Welt zu entdecken und zu begreifen. In einem leeren Raum ohne Anregungen können Kinder daher nicht lernen. Doch muss es dafür immer herkömmliches Spielzeug sein?

Meiner Meinung nach nicht, denn ich habe die Erfahrung sowohl in meiner Arbeit als Erzieherin, als auch als Mama gemacht. Viele sind der Auffassung, dass sie ihrem Kind etwas Gutes tun, wenn sie sie mit Spielsachen überhäufen und sind der Meinung, dass Kinder nur so lernen können. Sobald die Kinder gelernt haben sich intensiv mit einem Spielzeug zu beschäftigen, kommt im Prinzip schon das nächste... und noch eins... und noch eins... Inzwischen gibt es nicht nur zum Geburtstag und zu Feiertagen Geschenke, sondern oft auch zwischendurch. Denn, Viele meinen es ja nur gut und wollen, dass das Kind glücklich ist.

In meiner Arbeit in der Kita haben wir jedes Jahr zur Fastenzeit auf Spielzeug verzichtet. Das bedeutet: 7 Wochen ohne vorgefertigte Spielsachen. Für die Eltern war das oft eine Herausforderung. Sie hatten viele Ängste. Doch schon nach kurzer Zeit waren so gut wie alle Eltern positiv überrascht. Die Kinder hatten statt vorgefertigten Spielsachen, die oft nur eine bestimmte Spielabsicht haben und dadurch die Kreativität einschränken, viele verschiedene Naturmaterialien, Verpackungsmaterialien oder Alltagsgegenstände zur Verfügung gestellt bekommen. So gab es z.B. Kastanien, Holz, Steine, Stöcke, aber auch Korken, Kronkorken, Wäscheklammern, Bierdeckel, Joghurtbecher, Seile, Tücher, Kissen und Decken.

Am Anfang ist es erst einmal, sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Kinder, ungewohnt. Es wird lauter in den Gruppen und die Kinder fangen an mehr miteinander zu kommunizieren und interagieren. Es entstehen neue Spielideen und auch gemeinsam besprochene Regeln. Nach ein bis zwei Wochen entstehen neue Spielgruppen, kreative Spiele und tolle Kunstwerke. Es war immer wieder aufs Neue eine Freude das zu sehen. Und keiner hat dabei das Spielzeug vermisst.

Zu Hause, mit meiner Tochter, habe ich Ähnliches erlebt. Davon abgesehen, dass sie eh nie viel Spielzeug hatte, hat sie sich für die Sachen, die sie hatte auch nie so richtig interessiert. Als Baby hatte sie Schmusetücher, Kuscheltiere oder Rasseln. Doch die waren nie interessant. Zeitungspapier oder Verpackungen, die geknistert haben, waren dagegen der Renner. Auch als sie älter wurde, hat sie sich nicht sonderlich für Bausteine oder Spielzeugtiere interessiert. Viel interessanter waren jedoch Gläser zum auf- und zuschrauben, die Schublade mit Brotdosen, Kastanien, Blätter oder Kartons. Am beliebtesten war es Dinge irgendwo hinein zu tun und wieder auszuräumen. Sie war immer beschäftigt und hat auch, ohne Spielzeug, eine Menge dabei gelernt - wenn nicht sogar noch mehr...

Das ist aber lediglich ein Auszug aus meiner persönlichen Erfahrung und das bedeutet auch nicht, dass Spielzeug per se schlecht ist. Aber vielleicht ist es eine Anregung dafür beim nächsten Besuch im Spielzeugladen oder beim Onlineshoppen eher das ein oder andere Teil doch nicht voreilig und im Kaufrausch zu kaufen. Überlegt euch, ob ihr eurem Kind damit eine Freude macht oder ob vielleicht nur ihr gerade das jeweilige Spielzeug schön findet. Lasst euch dabei von eurem Kind lenken. Es wird sicherlich darauf aufmerksam machen, für was es sich interessiert.

Vor allem in den ersten zwei Jahren ist Spielzeug nicht wichtig und das Kind kann oft noch nicht selbst entscheiden, was es haben möchte. Es ist abhängig davon, was ihr ihm bereit stellt. Ihr könnt es lenken und steuern und vielleicht ist es manchmal sinnvoll zu hinterfragen, was das Kind gerade braucht und ob es nicht vielleicht mit so vielen Sachen eher überfordert sein könnte.

So oder so ist es ein Ausprobieren und selbstverständlich hat jedes Kind andere Interessen. Daher solltet ihr einfach aufmerksam sein und immer beobachten, wofür sich das Kind gerade interessiert. :)

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